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Zwischen Zähnen und Trommeln - Ralfs besondere Reise nach Kambodscha


„Du hast dort unten auch einzigartige Rhythmen, bei denen es eben bestimmte Schrittfolgen und wenig Spielraum gibt.“

Da unten? 13 Stunden Flug später, ein Staat in Südostasien, andere Kultur, anders Klima, anderes Temperament. Unser Schlagzeuglehrer Ralf war für vier Wochen in Kambodscha. Urlaub? Keinesfalls. Ralf hat dort nun schon zum zweiten Mal ein Hilfsprojekt mit betreut. Für die Studenten der Royal University of Fine Arts (RUFA) in Phnom Penh hat er gemeinsam mit seinem ehemaligen Schlagzeuglehrer Kosal Uch Unterricht gegeben und die Schlagzeugschüler auf ihre Prüfungen vorbereitet. Ralfs Lehrer stammt ursprünglich aus Kambodscha und hat dort studiert, er hat diese Schlagzeugerhilfsaktion initiiert.

„Ralf, was genau waren deine Aufgaben dort?“, will ich wissen. Ralf grinst mich nur an und antwortet: „Naja Schlagzeugunterricht. Die Schüler dort haben schon musikalische Erfahrungen, aber es gibt eben zu wenig Lehrer.“ Ralf erzählt mir, dass die Schüler mit der modernen Art Schlagzeug zu spielen, wenig anfangen konnten. Ihr Wissen hatten sie hauptsächlich von YouTube. Das beeindruckt mich, doch sein Grinsen kann ich noch nicht ganz deuten. Da räuspert er sich und erwähnt fast nebenbei: „Ja, und der Zahnarzt, der mit dabei war, brauchte eben auch ab und zu eine Hilfsperson. Also habe ich mit Mundschutz und viel Mut den Sauger gehalten“, lacht er. Ich tippe gedankenverloren mit, schaue aber nun vollends verwirrt von meinem Laptop auf. Ralf liest mir die Frage aus dem Gesicht und holt aus. Der Zahnarzt Hendrik Bergmann aus Rudolstadt, der dabei war, trommelt auch hobbymäßig und der macht dort jedes Jahr in der Schule Angkor Thom Junior High School cdie Zähne der Schüler umsonst. Dafür braucht er eben eine „Krankenschwester“ und das war teilweise unser Ralf. Ich staune nicht schlecht und auch Ralf ist stolz!

„Was hast du mitgenommen, was dich hier beeinflussen wird?“, frage ich ihn. Musikalisch haben ihn die besonderen Rhythmen fasziniert, die akkuraten Schrittfolgen und genauen Erwartungen. Aber mehr noch erinnert er sich an das Gefühl auf der Danksagungsfeier: „Mein alter Lehrer hat der Schule dort dann ein Schlagzeug geschenkt, welches ich auch gleich bespielen durfte. Von seinen ehemaligen Studenten kamen auch fünf zu dieser Feier, das hat uns sehr berührt.“ Ralf hält kurz inne und fragt sich, was er noch für sich persönlich mitgenommen hat. „Wahrscheinlich habe ich gelernt, alles ein bisschen gelassener zu sehen. Dort gibt es wirkliche Probleme. Allein die Fahrt dorthin über Straßen, die in einem fürchterlichen Zustand waren. Nichts ist dort wirklich gewissenhaft und die Wohnverhältnisse sind sehr heruntergekommen. Trotzdem sind die Menschen dort so dynamisch und schwingen gleich mit, haben Spaß und lassen sich die Freude am Moment nicht nehmen. Das hat uns alle sehr geerdet und lässt uns alles Selbstverständliche hier mehr schätzen.“

Nächstes Jahr fliegt Ralf wieder nach Kambodscha. Er freut sich darauf: „Das wird wieder besonders. So besonders wie es das letzte Mal war und wie es dieses Mal war.“

Danke dir Ralf für die Fotos und das Gespräch. Wir sind stolz auf dich und euer Projekt und freuen uns auf die nächsten Berichte aus Kambodscha.

Dein MusikWerk

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